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01.04.2019

Liebe Hersteller, bitte nachrechnen!

Liebe Hersteller,

Liebe Hersteller,

ihr sagt alle: Wir brauchen fähige Distributoren. Projekte direkt mit Endkunden oder Resellern abzuwickeln, ist viel zu teuer. Distributoren machen das besser, und billiger. Eine einseitige Meinung? Nein, auch unsere Reseller sagen: Wir kaufen lieber beim Distributor als direkt beim Hersteller. Vielleicht nicht bei jedem Distributor, aber doch bei einem Premium Distributor wie bei Jarltech. Weil: Die Ware kommt ab Lager, wird pünktlich und am richtigen Ort geliefert und die Zahlungsziele sind vorteilhaft. Außerdem wird das teils komplizierte und bürokratische Verhalten der Hersteller vom Distributor abgefedert. Ja, wir machen das schon.

Wir haben verstanden, die Kunden haben verstanden. Warum gibt es aber jedes Mal Theater, wenn ein Hersteller einen Projektpreis auf Belieferung über Distribution umstellen soll? Ja, das kostet ein paar Punkte Marge für den Hersteller. Aber ein Premium Distributor ist eben kein Postamt, sondern liefert neben dem Paket auch eine Leistung. Mundgerechte Lieferung für den Reseller, Software-Staging, spezielles Reporting, Schutzfolien auf Mobilgeräte kleben, Nachbestellzettel für Verbrauchsmaterial beilegen – machen wir den ganzen Tag. Wir kümmern uns um eure komplizierten Service-Verträge, und liefern auch gleich das Zubehör mit.

Unsere Hersteller stehen sich – und dem Kundenservice – hier oft selbst im Weg. Schuld sind die Provisionsvereinbarungen mit den Mitarbeitern. Bekommt Jarltech ein paar Prozent ab, spart der Konzern, aber der Umsatz des Verkäufers sinkt leicht. Deshalb müsste es anders sein: Läuft ein Deal über einen Premium Distributor, dann sollte der Vertrieb des Herstellers besser entlohnt werden. Denn am Ende spart das Kosten, Ärger und Arbeit. Ich wette, die Kundenbetreuer könnten sich viel mehr um ihre Kunden kümmern und noch viel mehr verkaufen, wenn sie sich nicht mit ihren internen Auftragsprozessen herumschlagen müssten.

Zum Glück werden unsere Hersteller mittlerweile von der Realität überrannt. Es gibt relevante Endkunden, also solche, die Millionen pro Jahr in unserem Bereich ausgeben, die den Systemintegratoren vorschreiben: Egal, welcher Hersteller die Ausschreibung gewinnt, ihr dürft nicht direkt dort kaufen, sondern bitte über Jarltech. Weil dann klappt die Supply Chain, und auch die Individualisierung, und auch nach drei Jahren noch. Das ist eine Ehre für mein Team und mich. Niemals machen wir Marketing gegenüber Endanwendern – aber es gibt Endkunden, die wissen, welcher Wert hinter einem Reseller noch von einem Distributor geleistet werden kann.

Und abgesehen vom Endkunden, sehen viele unserer Reseller nicht mehr ein, warum ein Hersteller ihnen direkte Angebote macht, und für einen Bezug über die Distribution ein Aufschlag fällig werden soll, damit der auch noch leben kann. Das ist nämlich Käse, denn durch die Distribution spart vor allem der Hersteller. Somit müsste der Bezug über den Distributor weniger kosten. Nachdenken bitte! Sollte das ein Controller unserer Hersteller lesen: Schaut doch mal, zwischen den Quartalszahlen, auf eure Fulfillment-Kosten. Der Glücksfaktor, der auf allen Seiten entsteht, wenn man Jarltech mit in die Kette nimmt, ist natürlich auch nicht zu unterschätzen.

11.02.2019

Anstand in der Händlerschaft

Jarltech ist erfolgreich, wenn wir es schaffen, mit unseren Händlern echte Partnerschaften auf Augenhöhe einzugehen.…

Jarltech ist erfolgreich, wenn wir es schaffen, mit unseren Händlern echte Partnerschaften auf Augenhöhe einzugehen. In einer Partnerschaft können wir die richtigen Produkte für den Partner bevorraten, Lösungen finden, zusammen in Projekten für einen guten Preis vom Hersteller sorgen und auch mal eine kreative Projektfinanzierung basteln. Unsere Händler sind in der Regel Profis. Manche verkaufen 10.000 Mobilgeräte im Jahr, andere nur sieben Kassen. Das ist uns einerlei, grundsätzlich gehen wir alle gegenseitig fair miteinander um.

Ich habe mich an dieser Stelle noch nie über einen Kunden beschwert, aber in zwei Fällen hat es dem Fass den Boden ausgeschlagen, und ich muss meinem Ärger mal Luft machen. Sowas passiert zum Glück fast nie, aber wenn wir uns erpresst fühlen, werden wir durchaus sauer. Bei diesen Einzelfällen handelt es sich um Menschen, die offenbar den Hals nicht vollkriegen können und meinen, ihre „Macht“ als „König Kunde“ sei grenzenlos.

Fall 1: Wir schicken einem Kunden vier Drucker statt nur einem. Da unsere Packfehlerquote sensationell niedrig ist, ist das wirklich eine Ausnahme. Bei der Seriennummern-Überprüfung hätten wir den Fehler nach einigen Tagen selbst bemerkt. Nun ist der Kunde aber ehrlich, zumal er diesen Typ Drucker auch in Zukunft niemals hätte gebrauchen können, und einen Markt auf Ebay gibt es dafür auch nicht wirklich. Ein Hinterziehungsversuch hätte also sowieso keine Bereicherung gebracht, der Kunde hatte eher ein Entsorgungsproblem.

Der Kunde meldet sich, und bittet um Abholung der Drucker durch UPS. „Für unsere Ehrlichkeit hätten wir gerne eine Flasche Champagner geschenkt“. Geschenke einzufordern ist zwar ziemlich frei von Stil, aber unser Vertrieb fand das fair und natürlich wurde der Champagner umgehend verschickt.

Leider ist dann aber die Abholung fehlgeschlagen. Als wir den Händler anrufen sagt der doch wirklich: „Danke für den Champagner. Aber wir denken, für unsere Ehrlichkeit dürfen Sie ruhig noch ein IPad drauflegen. Erst dann können Sie die Ware abholen.“

Frechheit siegt? Nein, nach einem Moment der Fassungslosigkeit haben wir dann die drei überzähligen Drucker bei der Polizei als gestohlen gemeldet, vielleicht können die die Drucker nun einfach abholen, ganz ohne weitere Zugaben.

Fall 2: Eine riesenlange Geschichte, hier in kurz: Der Kunde hat kein Recht, eine bestimmte Ware zurückzugeben. Er hatte falsch bestellt, das kommt vor, und merkt das dann ein halbes Jahr später, das ist ärgerlich. Wir bieten trotzdem eine Gutschrift an aus Kulanz, und weisen nochmal darauf hin, dass das Gerät in einer Orginalkiste plus Umverpackung an uns geschickt wird, damit wir es wieder verkaufen können.

Zurück kommt eine Kasse, auf der schon alle mögliche Software installiert ist, mit Schrammen, lieblos in eine beliebige Kiste geworfen, und ein paar Aufkleber kleben auch drauf. Da der Händler kein Versandprofi ist, ist auch das Display gebrochen. Also lehnen wir die Gutschrift ab, das war so nicht vereinbart.

Der Händler sagt „OK – dann kaufen wir nicht mehr bei Ihnen, die 500-Euro-Kasse hat der Endkunde einfach nicht bezahlt, wir haben sie wieder eingesammelt, und das soll nun bitte das Problem von Jarltech sein.“ Dem Kunden war also vorher bewusst, dass er uns unverkäuflichen Schrott andrehen wollte. Er geht einfach davon aus, dass wir den Mund halten, weil er doch so ein guter Händler zu glauben scheint. Und dass er uns anlügen kann wie er will.

03.01.2019

Rekordjahr 2018

Wie jedes Jahr an dieser Stelle ein kurzer Bericht von mir, wie das vergangene Jahr in unserer Gruppe gelaufen ist. Kurz gesagt: 2018 war fantastisch.…

Wie jedes Jahr an dieser Stelle ein kurzer Bericht von mir, wie das vergangene Jahr in unserer Gruppe gelaufen ist. Kurz gesagt: 2018 war fantastisch. Natürlich gibt es noch keine offiziellen Bilanzen – so wie es sich aber aktuell darstellt, überschreiten wir erstmals die Grenze von 300 Millionen Euro Umsatz. Das wären 20% Wachstum, also sogar eine Beschleunigung der Wachstumsgeschwindigkeit. Wir haben in 2018 den Umzug auf unseren 30.000 qm-Campus am Jarltech-Platz 1 in Usingen vollzogen. Dadurch, sowie durch die Aufstockung unseres wirtschaftlichen Eigenkapitals, waren wir in der Lage, unsere Warenbestände kräftig auszubauen. Ebenfalls wurden die Value-Added-Services durch eine Verzehnfachung der Fläche der Staging-Abteilung stark ausgebaut. In unserem Demo-Center bilden wir unsere Fachhändler regelmäßig weiter. All das gefällt unseren Kunden, und führt zu noch mehr Aufträgen. Trotz Verbesserung der Logistik-Prozesse haben wir etwa 20 Mitarbeiter mehr als in 2017. Natürlich wird 2019 weiter investiert, ganz besonders in IT, und wir haben noch jede Menge Ideen für neue Service-Leistungen, die noch mehr Kunden anziehen. Trotz unserer Marktstellung in Deutschland wachsen wir auch hier weiter, wobei sich unsere Büros im Ausland Jahr für Jahr überproportional entwickeln. Ich, als Gründer und Eigentümer der Gruppe, möchte nochmal ausdrücken, wie stolz ich auf mein Team bin, das Tag für Tag unseren Erfolg verantwortet. Danke!

21.11.2018

Kurzsicht bei der Werbeplanung?

Meine Laser-Augenkorrektur ist nun 25 Jahre her und ich soll mir eine Brille zum Autofahren anschaffen, so sieht das jedenfalls der Augenarzt, und der sieht besser…

Meine Laser-Augenkorrektur ist nun 25 Jahre her und ich soll mir eine Brille zum Autofahren anschaffen, so sieht das jedenfalls der Augenarzt, und der sieht besser als ich. Kann ja nicht so schwer sein — denke ich mir — und gehe zu einem bekannten Anbieter im Internet. So eine Brille nur so zum Fahren muss ja nicht unbedingt lange ausgesucht werden. Dann warte ich. Und warte. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass so eine Brille am nächsten Tag von DHL in den Vorgarten geworfen wird. Achja, wird schon an DHL liegen, wie üblich, wenn in der Logistik was schiefläuft. Was haben die dieses Jahr schon alles verschlampt. Nach ein paar Tagen schaue ich dann doch nochmal auf die Webseite des Brillenshops: Es war noch gar nichts verschickt worden. Lieferzeit 5-13 Tage, das sei Standard. Und man müsste mich wegen des Pupillenabstands noch kontaktieren.

Auf die »Rückfrage zu einer Bestellung«, für die ich alle meine Daten noch einmal eingeben muss, obwohl die schon in der Bestellansicht angezeigt werden, kommt keine Antwort. Irgendwann, ein paar Tage später, dann doch: »Tut uns leid, wir sind leider überlastet, zu viele Bestellungen. Es wird noch viel länger dauern.« Ja dann herzlichen Glückwunsch.

Um Kosten zu sparen, empfehle ich dieser Firma, doch einfach die ständige »Brillenkauf schnell und unkompliziert«-Werbung zu pausieren. Man kann die Bestellungen doch eh nicht abarbeiten und fängt sich mit Sicherheit jede Menge Stornos und Rücksendungen ein. Ich werde die Online-Bestellung ja vermutlich irgendwann vergessen haben, was will ich da noch mit der Brille, wenn es ohnehin dann doch wochenlang ohne geht? Oder die Sehschärfe hat weiter abgenommen und ich kann das Päckchen gar nicht mehr öffnen. Vermutlich hat sich in der Wartezeit dann auch die Mode verändert?

Wenn ich doch ohnehin nicht liefern kann, gebe ich doch kein Geld für noch mehr Kundschaft aus.

Heute schaue ich auf die Webseite, und es stellt sich heraus: Yes — es gibt alles billiger am »Black Friday«. Super Sale. Zugreifen! Man wirft schon wieder Profite aus dem Fenster für Marketing, nur um noch mehr unzufriedene Kunden zu generieren? Klingt nicht logisch für mich.

02.08.2018

Bestellen Sie doch mal was bei der Presseabteilung eines deutschen Konzerns!

Kurz zu einem Erlebnis mit einem deutschen Vorzeigekonzern, Version 4.0, von dem nicht nur wir, sondern viele andere Firmen gewissermaßen „abhängig“ sind.…

Kurz zu einem Erlebnis mit einem deutschen Vorzeigekonzern, Version 4.0, von dem nicht nur wir, sondern viele andere Firmen gewissermaßen „abhängig“ sind. Welcher Konzern? Stichworte: Gebäudeautomation, Blockheizkraftwerke, Brandmeldeanlagen. Die Firma hat – wie man eben im Radio hört – wohl Probleme im Kraftwerksbau, verdient aber ganz dolle im Bereich Digitalisierung. Falls es noch nicht „Klick“ gemacht hat: Die bauen auch Züge und machen in Medizintechnik.

Ich habe neulich über einen Monat verteilt mehrere Versuche unternommen, eine Erweiterung für unsere Brandschutzanlage am Jarltech-Platz 1 zu kaufen. Realistisch betrachtet gab es zu diesem Konzern keine Alternative, da der Rest der Anlage schon von dort kam und auch durch diese Leute gewartet wird. Die Anbindung muss auch über deren Notfallzentrale erfolgen, da unser Landkreis wohl einen Vertrag mit der Firma hat.

Jedenfalls wollte niemand auf meine Bestellung reagieren, obwohl sogar das Angebot schon vorlag. Keine Email wurde beantwortet, die Telefonnummer vom Angebot lief ins Leere.

Vor lauter Langeweile habe ich dann beim Warten auf deren Webseite gesurft, und auch keine Email-Adressen oder Telefonnummern von anderen Ansprechpartnern gefunden. Aber: Die Pressestelle immerhin hat eine Email-Adresse.

Also, ganz einfach mal die Stelle für Pressearbeit angeschrieben:

“Wir müssen eilig unsere Brandmeldeanlage erweitern, die von Ihnen geliefert wurde. Das ist eine von drei Brandmeldeanlagen, für die wir Sie derzeit bezahlen. Leider können wir Ihren Vertrieb nicht erreichen, auch nicht, wenn wir Ihre Firma mit Geld bewerfen möchten. Was sollen wir tun? Es würde mich freuen, wenn Sie mir helfen könnten, ich habe sonst keine Email-Adresse aus dem BMA-Bereich von Ihnen. Im Vertrieb geht leider niemand ans Telefon. Ach ja, die Leitstellen-Email-Adresse von unserem Vertrag gibt es nicht mehr. Und, die Webseite hat zwar ein Kontakt-Formular, aber keine Email-Adresse dazu. Ich akzeptiere, dass Sie ein Quasi-Monopol bei uns haben, aber ich akzeptiere nicht, dass die ganze Firma nicht erreichbar ist.“

Natürlich habe ich von dort auch keine Antwort bekommen. Aber: Der Fachbereich Brandschutz ist komplett aufgewacht, am nächsten Tag hatte ich alles, was ich wollte. Als wäre der Winterschlaf beendet.

Probieren Sie das doch mal aus, wenn Sie das nächste Mal das Gefühl haben, dass Ihr Lieblingskonzern gerade die Welt 4.0 verschläft!

Für alle Fälle: Jarltech hat sicherheitshalber keine Presseabteilung!

25.07.2018

Schaffen Sie Ihr Call-Center ab!

Wenn ein Unternehmen wirklich nicht wissen möchte, was seine Kunden denken, dann ist ein externes Call-Center eine prima Lösung, um sich abzuschirmen.…

Wenn ein Unternehmen wirklich nicht wissen möchte, was seine Kunden denken, dann ist ein externes Call-Center eine prima Lösung, um sich abzuschirmen. Ein solches Call-Center kann in Berlin oder Indien sein, das ist egal. Es muss nicht mal von einem externen Anbieter sein, man kann auch super eine eigene Abteilung zu einem Call-Center erklären und möglichst in eine entfernte Ecke des Firmengeländes packen, von wo aus man kein Feedback mehr hören kann. Sehr gerne schaltet man noch ein Anruf-Management vor: "Drücken Sie die Eins für eine Beschwerde, die Zwei für eine Bestellung" und so weiter. Achja: "Bitte tippen Sie Ihre 18-stellige Kundennummer ein, gefolgt von einer Raute." Diese Frage kommt jedes Mal, obwohl mich spätestens nach dem ersten Anruf der Telefon-Computer ja dank meiner Rufnummer identifizieren kann. Nach der Auswahl, ob man sein Gespräch in Deutsch, Englisch oder Indisch führen möchte, folgt noch: "Voraussichtliche Wartezeit: 18 Minuten". Statt einer Musikeinspielung empfiehlt es sich nun, dem Kunden während der Wartezeit 18 Minuten lang Werbung ins Ohr zu drücken. Die Erwartungshaltung wäre ja hoch, wenn man nicht wüsste, dass an der anderen Leitung jemand abnehmen wird, der sich null mit der Firma indentifiziert, mit deren Namen er sich gleich melden wird (in den meisten Fällen ist er dort ja auch nicht mal angestellt). Kommt es zu einem Gespräch, dann ist der Mitarbeiter dazu geschult, mich zu beruhigen, mein Problem in eine Statistik einzutragen und er kann eventuell auch drei bis vier Standard-Fragen lösen. Reicht mir das nicht, bin ich verloren. Also: Wer Kundenkontakt hat (bei Jarltech ist das zum Beispiel fast jeder, denn Kunden beißen nicht), gehört in die Mitte des Unternehmens, muss mit allen anderen Mitarbeitern kommunizieren dürfen, Lösungsvorschläge im Unternehmen einbringen dürfen und Lösungen mit Nachdruck einfordern können. Sein Gehalt bekommt er nämlich nicht vom Chef, sondern vom Kunden. Die Chance, einen Kunden durch ein Call-Center glücklicher zu machen, ist doch wohl viel geringer, als wenn sich die Firma selbst drum kümmert. Und wenn Feedback nur noch als Statistik in der Firma ankommt, wieviel bekommt davon die Produktentwicklung mit? Bitte machen Sie Ihr Call-Center zum Teil Ihrer Firma. Kundenkontakt ist das wichtigste, was eine Firma hat. Wie kann man nur auf die Idee kommen, so etwas auszulagern?

22.07.2018

Bandansagen und Erreichbarkeit

Als ich meine Firma mit 16 oder 17 gegründet habe, da hatte ich noch Bandansagen, genauer gesagt: einen Anrufbeantworter (für die Millenials: das war damals so was…

Als ich meine Firma mit 16 oder 17 gegründet habe, da hatte ich noch Bandansagen, genauer gesagt: einen Anrufbeantworter (für die Millenials: das war damals so was wie eine Mailbox). Ich war nämlich alleine im Büro, wenn überhaupt (gelegentlich muss man ja auch am Schulunterricht teilnehmen). Wenn ich also keinen Vertreter gefunden hatte, der gerade eine Freistunde hatte, oder ich im Bus zum Kunden saß und das blöde C-Netz-Gerät im Taunus wieder keinen Empfang hatte – obwohl es teurer war als der blöde Bus –, dann musste halt eine Bandansage herhalten. Ich wollte keinen Kunden verpassen. Wenigstens waren die Texte individuell und jeden Tag anders, damit der Anrufer sich ernst gemeint fühlt und wenigstens eine Nachricht hinterlässt. Nebenbei: War ich zu erreichen, dann war es mir peinlich, dass jeder hört, dass ich ganz alleine im Büro sitze. Also hatte ich immer eine Kassette (für die Millenials: das war das MP3 der 90er) laufen, mit Schreibmaschinen-Geräuschen, Telex-Gepiepse und Telefonklingeln. Dann klang das wenigstens nach einer professionellen Firma :) Heute allerdings hasse ich Bandansagen. Warum kann eine Firma nicht sicherstellen, dass jemand abhebt, wenn ich etwas von der Firma möchte? Kann ich als Anrufer nicht erwarten, dass eine Firma ihr Personal zu den Zeiten einsetzt, zu denen Kunden anrufen? Vielleicht ärgert mich das auch nur so, weil Jarltech in dieser Hinsicht regelrecht paranoid ist: Wenn wir der Auffassung sind, zu bestimmten Zeit möchten Kunden uns sprechen, dann sind wir eben da. Lokaler Feiertag in Hessen? Dritter Oktober in Deutschland? Das interessiert niemanden in Spanien oder in England. Schulungen finden bei uns entweder von 7-9 Uhr, von 17-19 Uhr, Samstags oder eben aufgeteilt in Gruppen statt. Es sollte immer jemand da sein, der in der richtigen Sprache und der richtigen Abteilung persönlich ein Telefonat annimmt. Als Chef lassen Sie sich bitte auch nicht beirren: "Freitags nachmittags ruft ja niemand an, da haben alle frei". Ja, da ruft nur keiner an, weil die Leute sich daran gewöhnt haben, dass Ihre Firma schon schläft. Die wissen, dass sie Freitags bei der Konkurrenz kaufen müssen. Unsere Umsätze sind Freitags genau wie an anderen Tagen. Um 13 Uhr den Anrufbeantworter einzuschalten, ist einfach nur frech, wenn der Kunde doch Bedarf an uns hat. Und selbst wenn es weniger Anrufer sind, es sind immer noch Leute da, die mit uns reden möchten. Ich wundere mich immer über Firmen mit Millionen-Marketing-Ausgaben, und dann geht da keiner ans Telefon. Auch mittags gehen bei Jarltech keine kompletten Abteilungen zusammen zum Essen. Das ist nicht kundenfreundlich, und außerdem ist es ja noch nicht schlimm, wenn man Leute sieht, die einem nicht ohnehin schon den ganzen Tag gegenüber sitzen. Na klar ist es schön, Freitags mittags schon im Freibad zu liegen oder von sechs bis 13 Uhr zu arbeiten, damit man den ganzen Nachmittag frei hat. Das ist prima, wenn man seinen Ruhm darauf aufbauen möchte, dass man nie erreichbar ist. Wenn der Kunde aber doch mein Gehalt bezahlt, könnte der so ein Verhalten vielleicht als arrogant betrachten und ganz einfach dort kaufen, wo man sich nach ihm richtet.

07.05.2018

Die Datenschutzrichtlinie regt mich auf

Erst dachte ich, dieses Ding geht einfach weg. Aber es ging nicht weg. Wir alle müssen uns damit befassen.

Erst dachte ich, dieses Ding geht einfach weg. Aber es ging nicht weg. Wir alle müssen uns damit befassen.

Zur Praxis: Sie bewerben sich bei mir. Ich leite Ihre Bewerbung intern an die zuständige Abteilung weiter. Wir lehnen Ihre Bewerbung ab (was wir auch schon am liebsten gar nicht mehr tun würden, weil das ja doch nur zur Klagen führt). Dann verklagen Sie mich in fünf Jahren, weil eine Kopie Ihrer Bewerbung sich noch im Backup meines Postausgangs von heute befindet? Sie würden mich nicht verklagen, weil Ihnen das lächerlich erscheint, und weil Sie auch keinen Schaden haben?

Dann schon mal Danke für Ihr Verständnis. Wenn Sie doch einen Schaden haben, weil ich mit Ihren Daten falsch umgehe: Natürlich können Sie mich verklagen. Aber als Folge der neuen Datenschutzrichtlinie wird es doch sicher bald eine Behörde geben, die uns jedes Jahr tagelang prüfen wird, ob wir denn Ihre Bewerbung - und andere Daten - richtig behandelt haben, oder ob doch ein Schaden entstehen könnte? Und die Wirtschaftsprüfer werden das zusätzlich prüfen, und sicher auch noch die Berufsgenossenschaft, und auch nochmal die Sozialbehörden, denn eine Bewerbungsunterlage könnte ja "fast" eine Mitarbeiterunterlage sein, also wird man sich einfach für zuständig erklären.

Und wie immer, wenn die EU eine übertriebene Regel einführt, die in der Praxis in vielen Ländern niemanden interessieren wird (siehe Österreich, die haben ja schon angekündigt, dass Verstöße erstmal nicht verfolgt werden), so wird doch Deutschland aus eben dieser Regel eine wunderbare Behördenblase erschaffen, die unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter einschränkt. So wie nur in Deutschland circa acht Behörden und Vereinigungen pro Jahr prüfen, ob unsere Feuerlöscher richtig hängen. Die bundesweit zusätzlich entstehende Brandlast durch überflüssiges Papier dieser Prüfer dürfte den Brandschutzeffekt dieser Maßnahmen deutlich übersteigen - und ob mehr Menschen durch einen richtig aufgehängten Feuerlöscher gerettet werden können, als Menschen während der Verrichtung dieser Prüftätigkeiten bei Autounfällen sterben, müsste dringend geklärt werden.

Ich bin auch sicher, dass mehr Dachdecker bei der ständigen Prüfung von Blitzschutzeinrichtungen vom Dach fallen und sterben, als Menschen in Firmengebäuden durch Blitzeinschläge zu Schaden kommen. Aber schreibt der Staat eine solche Prüfung nicht vor, dann tut es eben die Versicherung. Und auch hier hätte man noch diverse andere Behörden im Hintergrund, die bei Langeweile auch noch den Blitzschutz an sich ziehen könnten.

Zurück zum Datenschutz: Bitte Ruhe bewahren, denn noch ist nicht mal klar, wer gegen wen und wann Maßnahmen einleiten kann. Einen Kundendatensatz kann ich erst löschen, wenn die Aufbewahrungsfrist des Finanzamts erloschen ist. Warten Sie mal ab, bis das erste Finanzamt einer Firma vorwirft, die Daten nur deshalb so punktgenau taggleich gelöscht zu haben, um weitere Ausforschungen zu vermeiden. Was passiert denn mit Haftungsprozessen, die teilweise ältere Daten benötigen? Wenn jetzt mein Vermieter meinen privaten Mietvertrag für meine Wohnung vor 20 Jahren sicherheitshalber wegwirft, obwohl ich doch so gerne eine Kopie hätte, weil ich für den Umzug nach Timbuktu (keine Datenschutzrichtline), lückenlos meine Aufenthaltsorte seit meiner Geburt nachweisen muss?

Es liegt also am Ende doch wieder alles bei der persönlichen Einschätzung, welches Recht höher zu bewerten ist, und dann also bei den Gerichten. Der 25. Mai ist der Stichtag, bis zu dem Sie Maßnahmen ergreifen müssen. Das heißt aber nicht, dass Sie bis dahin diese Maßnahmen umgesetzt haben müssen. Ich schätze, etwas Geduld könnte die Arbeitsbelastung dann doch noch entschärfen. Jedenfalls sollten Sie alle Mailings von Wirtschaftsberatern und Anwaltskanzleien sowie Zeitungsartikel die mit "Ihre Firma könnte mit Millionenstrafen belegt werden wenn ..." getrost ignorieren. Panikmache hilft nicht. Nein, ich habe auch keine Panik, ich rege mich nur auf. Sie müssen auch dafür sorgen, dass Ihre Daten langfristig und nachhaltig gesichert sind. Wie machen Sie das? Wenn ich dank Wissenschaftsprognosen weiß, dass es in drei Jahren erste Quantencomputer gibt, und es noch nirgendwo eine Verschlüsselungssoftware gibt, die meine Daten vor dieser Rechenkraft sichern kann? Dann handle ich doch jetzt wieder besseres Wissen, wenn ich meine Daten nur verschlüsselt in eine Cloud lege.

Übrigens kauft und verkauft Jarltech keine Daten, und wir speichern auch keine Daten in irgendwelchen Clouds, die nicht uns gehören und vollständig von uns kontrolliert werden. Berechtigter und sinnvoller Austausch von Daten ist übrigens von der Richtlinie gedeckt - also zum Beispiel die Überspielung von Daten an den Steuerberater oder an eine Factoring-Bank. So die Interpretation bis jetzt. Lasse ich also "common sense" walten, dann mache ich alles richtig. Dass ich jetzt vermutlich drei Tage im Jahr Leute für die Dokumentation von etwas beschäftigen muss, was ohnehin logisch ist, macht die Sache nicht besser.

Es bleibt dabei: Nur der Staat darf – zwar nicht theoretisch, aber doch praktisch – speichern und auswerten was er will und wann er will. Wann äußert sich das Finanzamt mal dazu, wie das eigentlich abgesichert ist, meine Daten mit "Branchendaten" zu vergleichen oder warum man die kompletten Buchführungsdaten überspielt bekommen muss, wenn man doch nur etwas "prüfen" will. Das ging doch 100 Jahre lang mit Strichproben. Die wollen die Daten haben, weil es sie gibt! Reicht das nicht beim begründeten Verdachtsfall? Warum müssen meine Daten nach einer Betriebsprüfung aufgehoben werden? Und wieviel Schadenersatz bekomme ich, wenn meinem Betriebsprüfer so ein USB-Stick mit all meinen Unternehmensdaten mal bei voller Fahrt aus dem Auto fällt, und zwar genau vor der Zentrale eines meiner von mir so hoch geschätzten Wettbewerbers?

Ich hätte gerne eine Datenschutzrichtlinie, die Endanwender und Firmen schützt, in allen EU-Staaten gleichsam umgesetzt und auch vor Gericht behandelt wird, und die auch gegenüber dem Staat und seinen Institutionen gilt. Und nicht so ein unausgegorener Mist, der vermutlich keine einzige Spam-Email und keine einzige Änderung des Verhaltens von Facebook & Co auslöst. Ging es darum nicht eigentlich?

05.04.2018

Zieh mich um!

Am Anfang meiner Laufbahn ist meine Firma mindestens alle zwei Jahre umgezogen. Die letzten elf Jahre jedoch sind wir am selben Standort geblieben.…

Am Anfang meiner Laufbahn ist meine Firma mindestens alle zwei Jahre umgezogen. Die letzten elf Jahre jedoch sind wir am selben Standort geblieben. Nicht, weil wir nicht weiter gewachsen wären, sondern weil wir ständig Grundstücke und Gebäude hinzugekauft oder angebaut haben.

Das Ergebnis war eine logistisch schlechte, wenn auch eine liebenswürdige Lösung: ein hübscher Flickenteppich. Mit Höhenunterschieden im Lager, vorprogrammiertem Verkehrschaos bei der Anlieferung und am Ende sehr beengten Verhältnissen. Um trotzdem eine top Distributionsleistung anzubieten, brauchte es immer ausschließlich flexible, fähige und leistungsstarke Mitarbeiter. Und diese Leute haben wir immer wieder gefunden. Glauben Sie mir, wenn es eng an Arbeitskraft war, und wir Zeitarbeiter hinzuziehen mussten: da sind etliche schon zur Mittagspause getürmt, weil – o Schreck – bei Jarltech ja „richtig“ gearbeitet wurde. Wenig Ecken zum Verstecken. Ergo haben Zeitarbeiter bei uns entweder insgesamt einen halben Tag gearbeitet, oder sie wurden mit ziemlicher Sicherheit übernommen.

Nun endlich ist unsere Logistik, die aus etlichen Unterabteilungen besteht, auf eine dreimal so große Fläche gezogen. Ich hatte doch erhebliche Befürchtungen, dass das „mal eben so“ an einem Wochenende klappt wie noch vor elf Jahren. Aber siehe da: der Spirit ist erhalten. Ich bin ausgesprochen stolz darauf, dass unser Logistikteam es geschafft hat, ohne fremde Hilfe, an einem Wochenende die Gebäude zu wechseln. Ich bin sehr stolz! Interne Hilfe durch den vollen Einsatz unserer IT- und ERP-Abteilungen war natürlich erforderlich. Insgesamt: eine Meisterleistung. Kein Kunde hat gemerkt, dass Jarltech den Platz gewechselt hat.

Ich kann allerdings kaum verbergen, dass unsere Logistikleitung durchaus einiges an Vorarbeit geleistet hat ... so sind viele Dinge bereits vorab quasi „heimlich“ umgezogen. Ich hatte Tage vorher schon manchmal den Eindruck, die Firma sei bereits umgezogen – mir wurde aber immer wieder versichert, dem sei nicht so :)

Die Ergebnisse sind bereits zu spüren: nach nur einer Woche Betrieb haben sich die Kommissionierungszeiten erheblich gesenkt. Unser Staging-Bereich hat endlich Platz zum Leben. Der Vorteil im Wareneingang ist noch gewaltiger. Plus, wenn wir mal 1000 Quadratmeter Hochregalfläche brauchen, weil ein Verpackungshersteller ein gutes Angebot macht: kein Problem. Und, es gibt keine externen Lagerflächen mehr, von denen umständliche Ware per LKW rangeschafft werden muss.

Und weil es soviel Spaß macht, haben wir am nächsten Wochenende nochmal einen Umzug durchgeführt, so wie es vor elf Jahren war. Unser Lager in Dubai City hat sich nämlich ebenfalls in der Größe verdreifacht, aber auf einem Niveau, dass dem von Jarltech Europe vor elf Jahren entspricht. Und auch das hat - dem Einsatz der Mannschaft sei Dank - locker an einem Wochenende geklappt.

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